Forts.: "Option: Herakles"

Tausend dunkle Themen klingen an, Köpfe der Hydra sozusagen:
Das Aufgehobensein in der Arbeit und die Überforderung, die Ausbeutung und Selbstausbeutung, der Konkurrenzkampf, die Aggression, die Angst ...
Im Gegensatz zu Dürrenmatts Augiasstall-Text wird hier aber noch an die Möglichkeit von Heldentum geglaubt.

"Workshop", das heisst: Es wird gearbeitet. Eine Art Lese-Probe, Theater-Probe findet statt.

Mit am Tisch sitzt ein aktiv fordernder professioneller Zuhörer, ein Regisseur / Dramaturg in action, der den lesenden Schauspieler immer wieder unterbricht, Passagen und Zusammenhänge genauer hören will, der ausloten, neu zusammenhängen, dekonstruieren, rekonstruieren,
der Varianten hören will.

Heiner Müllers Text verweigert sich dem schnellen Konsum.
Er ist, trotz seiner Kürze, anspruchsvoll, komplex und widerständig - eine Hydra, die bearbeitet werden will!

Der Hydratext kann nur als Vorgang begriffen werden.
(Heiner Müller)

Im Laufe dieses Workshops entsteht der Text also erst - in Ihrem Kopf, in Ihrem Kreis, mit Ihrer Arbeit.

"Herakles 2 oder die Hydra" ist ein Prosa-Segment aus Heiner Müllers dramatischem Text "Zement", entstanden 1972, in der damaligen DDR.
Im Gegensatz zum Originalmythos wird hier die hundertköpfige Schlange nicht ausgerottet:
Sie ist der "Wald", in dem sich der Held auf ewig befindet
- kämpfend, arbeitend, sterbend und lebend zugleich.

Da ist nicht mehr das Brutalo-Klischee von Herakles,da ist kein Held der Arbeit und auch kein westlicher Super-Manager mehr, sondern ein postindustrieller, flexibler Held, der das Nichts fürchtet, das jenseits der Arbeit liegt, und dem, in der komplexen "Maschine", von der er Teil ist, auch selbstdestruktive Aktionen unterlaufen.

Wir wünschen uns ein Publikum von engagierten VerantwortungsträgerInnen!
Von Menschen, die mit dem Gefühl leben, in Arbeit zu ertrinken.
Sie wollen wir mit diesem Projekt anerkennend spiegeln.

Mehr als Feierabendkultur wird hier geboten:
Hier wird über Heldentum und Arbeitsalltag verhandelt!

Vielleicht der Auftakt zu einer Klausur?
Zu einer Organisationsentwicklung?
Vielleicht auch ganz einfach "Unterhaltung" - im konkretesten, persönlichsten Sinn des Wortes!

Nicht nur unsere eigene Kultur, auch die Firmen- und Gesprächskultur, auf die wir treffen, interessiert uns.
Etwa nach einer Stunde ist der theatralische Spuk zu Ende; dann übernimmt ein Prozessberater die Leitung, und wir sind wir es, die zuhören.

Wie stellen Sie sich Herakles vor?
Ist, für unsere Arbeitswelt, der Held Herakles noch eine Option?
Wie positiv ist seine Energie? Wie produktiv seine Wut?
Ist Arbeit heute überhaupt noch mythologisch?

Vorstellungen, bis jetzt:
7. Mai 2007, 16 Uhr, im "Amtshimmel" des Amtshauses Baden / AG.
8. Mai 2007, 15 Uhr, bei der Metron AG, Brugg / AG.
31. August 2007, 16 Uhr, vor der Belegschaft der Druckerei Köpfli & Partner in Neuenhof / AG
27. September 2007, 11 Uhr, an einer Klausur des "Institute for Competitiveness and Communi-
cation" der Fachhochschule Nordwestschweiz, im Schloss Hüningen / BE.

Carlo Ghirardelli, Schauspieler ...
... ist gebürtiger Zürcher, Jahrgang 1950, wohnhaft in Kassel.
Er hat die Zürcher Schauspielschule besucht, war dann u.a. am Zürcher Schauspielhaus und am Theater am Neumarkt engagiert, am Landestheater Tübingen (wo er, anfangs der 80er-Jahre, für die Rolle von Brechts Arturo Ui von "Theater heute" zum "Schauspieler des Jahres" ernannt wurde), weiter an den Städtischen Bühnen Freiburg/Br. und Köln, am Schauspielhaus Düsseldorf, Staatstheater Kassel, Schauspiel Essen.
Am Theater Biel Solothurn war er mehrere Male als Gast zu sehen.
Seit 1999 ist Ghirardelli freischaffend tätig und hat sich unter anderem mit seinen Lesungen einen Namen gemacht. Sich selber bezeichnet er scherzhaft als "Literatur-Bringdienst".

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